Wegen ihrer hohen Ideale in Kunst und Erziehung wurde die Klassik bald verherrlicht. Jedoch wurde gerade diese Epoche oft für ideologische Zwecke missbraucht. Für Nietzsche sind die Philologen des 19. Jahrhunderts schuld am Mythos "Deutsche Klassik". Sie wollten damit die kulturpolitische Einigung Deutschlands vorbereiten. Auswirkungen des Mythos sind im Heroenkult der Klassiker im Wilhelminismus und in der Ideologie des, den anderen Menschenrassen überlegenen, deutschen Geistes des Germanismus. Auch im Nationalsozialismus sind Folgen des Mythos "Deutsche Klassik" zu sehen. So sagte der Reichsjugendführer Baldur von Schirach 1937 in einer Rede "von Schirach, Baldur: Goethe an uns.", zur Eröffnung der Weimarer - Festspiele der deutschen Jugend: "Jugend Adolf Hitlers! Auch für dich gilt heute und immerdar das Wort, dass du dir erwerben musst, was du dereinst besitzen willst. Das Deutsche Reich hat dich hierher gerufen, damit auch an dieser Stätte sich die Größe, Weite und Tiefe Deutschlands offenbare. Du handelst im Sinne des Mannes, dem du dienst, wenn du den Inhalt alles dessen, was der Begriff Weimar und Goethe umschließt, in dich aufnimmst und in deinem treuen und tapferen Herzen einschließt, damit du immer weißt, worum es geht, wenn du für Deutschland kämpfen musst."
Ein Beispiel für die Auswirkungen des Mythos im DDR - Sozialismus steht im "Kollektiv für Literaturgeschichte im Volkseigenen Verlag Volk und Wissen": "Die Darstellung des Lebens und die Bedeutung der Werke der großen Dichter und Schriftsteller der klassischen Zeit sind ein wichtiger Beitrag sowohl für die literaturkundliche Bildung als auch für die sozialistische Erziehung unserer Jugend, unseres Volkes."
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