Im Roman "Jugend ohne Gott" beschreibt der österreichische Schriftsteller Ödön von Horváth wie ein Gymnasiallehrer in Konflikt mit seiner Schulklasse kommt, die dem Nationalsozialismus verfallen ist und in einen Mord verwickelt wird.
Diese Erzählung spielt während der Naziherrschaft, in der Lehrkräfte ihre eigene Meinung nicht vermitteln dürfen, sondern sich an strenge pädagogische Regeln zu halten haben. In einem Aufsatz über das von der Aufsichtsbehörde vorgegebene Thema "Warum müssen wir Kolonien haben" schreibt ein Schüler: "Alle Neger sind hinterlistig, feig und faul." Während der Durchsicht und Beurteilung des Aufsatzes möchte der Lehrer den Satz zuerst durchstreichen, entschliesst sich dann aber, dies doch zu unterlassen. Er wird sich nämlich bewusst, dass es ihm nicht erlaubt ist, sich gegen Aussprüche im Radio zu widersetzen, und um einen solchen handelt es sich hier zweifelsohne. Beim Zurückgeben der Arbeiten kann er sich aber doch nicht verkneifen, diesem Schüler anzumerken, dass seine Aussage eine Verallgemeinerung darstelle und überdies nicht stimme. Anschliessend wird der Lehrer von seinen Schülern genau beobachtet und jedes einzelne seiner Wörter wird stenographiert und analysiert. Als er sich über die Bespitzelung beschwert, überreicht ihm der Klassenvertreter einen Brief, in dem sämtliche Schüler die Forderung nach einem neuen Lehrer unterzeichnet haben. Es wird ihm damit bewusst, dass er sich ein grundsätzliches Problem geschaffen hat. Offensichtlich spricht er eine ganz andere Sprache und hat andere Ansichten als seine Schüler. Die Klasse scheint seine Überlegungen von Toleranz und Gleichberechtigung überhaupt nicht zu teilen. Durch seine Meinung, dass auch ein Neger ein Mensch sei, kommt er auch in Konflikt mit den Eltern des Schülers N. Der Direktor verwarnt ihn daraufhin, und weist ihn an, fortan auf die Vermittlung seiner eigenen Überlegungen zu verzichten und der offiziellen Linie zu folgen.
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