Nach dem Mißerfolg seines Stückes "Die unheilbringende Krone" (1829), das einen neuen Versuch darstellt, sich dem Stil des hohen Dramas zu nähern, schreibt Raimund das Original-Zaubermärchen \"Der Verschwender" (1834), das den Höhepunkt und gleichzeitig das Ende seines Schaffens bildet.
Der komplizierte Geisterapparat der ersten Schauspiele erscheint hier vereinfacht, auf das Notwendigste beschränkt.
Uraufführung 1834 im Theater in der Josefstadt. Ein Stück in drei Akten nach der Vorlage von Destouches "Der Verschwender oder Die ehrenhaften Spitzbuben".
Inhalt:
Die Fee Cheristane liebt in Gestalt eines schlichten Bauernmädchens den reichen Flottwell. Sie opfert ihm eine Perle ihrer Zauberkrone nach der anderen, auch die letzte, nach deren Verlust sie in das Feenreich zurückkehren muß. Der Geist der Perle begleitet Flottwell in der Gestalt eines Bettlers auf dessen Lebensweg. Flottwells Reichtum wird von seiner Umgebung ausgenutzt. Er verarmt durch seine maßlose Verschwendungssucht und Freigebigkeit. Der einzige, der ihm im Elend treu bleibt und ihn freundlich bei sich aufnimmt, ist sein ehemaliger Diener Valentin. Er ist Tischlermeister geworden und lebt mit seiner Frau, einer früheren Kammerzofe seines Herrn, und seinen Kindern in einem bescheidenen, durch Arbeit erworbenen Wohlstand in vollster Zufriedenheit. In den Ruinen seines alten Stammschlosses findet Flottwell die Schätze, die er mit vollen Händen dem Bettler, seinem Schutzgeist, ausgestreut hat. Valentin Holzwurm wird für seine Treue belohnt.
Wenn auch der Weg Flottwells zu Anfang und Ende des Stücks von überirdischen Mächten geleitet wird, so bleibt sein Schicksal doch auch von seinen eigenen Entscheidungen abhängig, seinem eigenen Willen unterworfen. Cheristanes Worte machen das deutlich: \"Kein Fatum herrsch auf seinem Lebenswege/Er selber bring sich Unheil oder Segen.\" In seiner Gegenfigur Valentin hat Raimund eine der populärsten deutschen Theaterfiguren geschaffen: Naivität, Rechtschaffenheit - aber auch die für das Biedermeier typische Resignation kennzeichnen seinen Charakter. Valentin Holzwurms \"Hobellied\" wurde eines der bekanntesten Couplets (=lyrische Einlagen, die der Schauspieler singt) des Dichters.
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