Jostein Gaarders Roman erfuhr nach der Veröffentlichung in Deutschland 1993 eine ungeheure Resonanz: Die Nachfrage war so groß, dass Auflage um Auflage nachgedruckt werden konnte. Innerhalb eines halben Jahres konnten sogar 180.000 Stück verkauft werden, womit das Buch zum Bestseller wurde. Zahlreiche Auszeichnungen folgten.
Aber was ist das für ein Mann, der so geniale Literatur verfasst, ohne sich dessen richtig bewusst zu sein?
Jostein Gaarder wurde am 8. August 1952 in Oslo als Sohn eines Schulleiters und einer Kinderbuchautorin geboren. Er ist der Meinung, er sei ein sehr schweigsames Kind gewesen, denn er hing lieber öfter allein seinen Gedanken nach, als mit Kindern seines Alters zu spielen. Im Alter von 18 Jahren wollte er schließlich den Dingen auf den Grund gehen: Ihn überfiel eine schreckliche Angst vor dem Tod und er wollte wissen "was die Welt im Innersten zusammenhält". Diese Aspekte spielten sicherlich ebenfalls eine Rolle, als er sich dafür entschied Philosophie, Theologie und Literaturwissenschaften an der Universität seiner Heimatstadt zu studieren. Im Alter von 29 Jahren zog er mit seiner Familie nach Bergen (südnorwegische Hafenstadt) und vermittelte dort an einem Gymnasium den Schülern sein Wissen über die Philosophie; das tat er 11 Jahre lang als Philosophielehrer u.a. am Fana County College. Er schrieb zunächst Schulbücher z.B. über Christentum, Islam, Religion und Ethik. Seine Karriere als Schriftsteller begann er mit einer Sammlung von Kurzgeschichten. 1986 erschien sein erster Erzählband für Erwachsene, ein Jahr später sein erstes Kinderbuch.
"Sofies Welt" ist sein bisher größter Erfolg. Es erschien 1991 in Oslo/Norwegen und bedeutete seinen internationalen Durchbruch. Mittlerweile wurde der Roman in über 25 Sprachen übersetzt und rund 10 Millionen mal verkauft.
Seitdem hat Gaarder auch andere erfolgreiche Bücher veröffentlicht, z.B. "Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort", "Das Leben ist kurz - Vita brevis" und "Julemysteriet". Heute lebt der 49jährige als freier Schriftsteller zurückgezogen mit seiner Frau und zwei Söhnen in Oslo.
Als ehemaliger Philosophiestudent und -lehrer hatte Jostein Gaarder also definitiv die Kenntnisse und das Wissen um ein solches Buch zu schreiben. Aber wie kam er auf die Idee und welches Ziel verfolgte er mit seinem "Roman über die Geschichte der Philosophie"?
Bevor Gaarder "Sofies Welt" verfasste, hatte er schon den Roman "Das Kartengeheimnis" geschrieben, für den er in Norwegen zahlreiche Auszeichnungen bekam. In dem Buch geht es um einen 13jährigen Jungen, der quer durch Europa reist. Als er in Athen ankommt hört er Geschichten über Plato, Aristoteles, Sokrates usw. Verfolgt von dieser Idee, dachte sich Gaarder:
"[...]Was wäre, wenn der Junge voller Neugierde zurück nach Norwegen kommt und man ihm in der Bibliothek sagt, philosophische Bücher seien nichts für ihn, er sei zu jung? Also brachte ich mit ,Sofies Welt' die Philosophie dahin zurück, wo sie einst ihren Siegeszug begonnen hatte: Auf den Marktplatz.[...]"
(Interviewauszug www.amazon.de ; genaue URL unbekannt)
In Norwegen ist das Thema Philosophie zwar gar nicht so ungewöhnlich, denn viele Studenten erwerben erst einmal Grundkenntnisse in Philosophie, bevor sie zu ihrem eigentlichen Fach übergehen. Trotzdem bleiben für den "jüngeren Philosophieinteressierten" kaum Möglichkeiten sein Wissen mit dem Alter angemessener Literatur zu erweitern. Das ärgerte den Schriftsteller und für ihn war es sozusagen der Auslöser eine spannende Philosophiegeschichte zu schreiben. Seiner Meinung nach wirft die Philosophie viele wichtige Fragen auf, für die sich jeder eigentlich interessiert, die aber viel zu kompliziert beantwortet werden. Sein Ziel war es also, philosophische Fragen auf eine leicht verständliche und obendrein spannende Form, eingepackt in Romanform, zu beantworten.
Und das ist ihm gelungen!
Für sein Buch nutzte Gaarder ebenso viele Erfahrungen mit seinen ehemaligen Schülern. Er sagt selbst, dass er ohne die Gespräche mit seinen 17-bis 18jährigen Schülern nie "Sofies Welt" hätte schreiben können.
Nach der Veröffentlichung seines Buches, erhielt das Werk Auszeichnungen, die den Autor sehr glücklich machten. Am meisten freute er sich über die Auszeichnung "Nr.1-Bestseller" und "Bestes Buch für Jugendliche" in Deutschland, wobei die letzte Auszeichnung für ihn einen noch höheren Stellenwert hat, weil er das Buch hauptsächlich für Jugendliche, die noch nie mit Philosophie in Berührung gekommen sind, geschrieben hat.
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