Ägypten, das ist im wesentlichen die nicht ganz 1000 km lange und 10 bis 20 km breite Flu߬oase des Nil bis zum ersten Katarakt (Assuan). Unter- und Oberägypten (auf die Strom¬rich¬tung des Nil bezogen) waren ursprünglich selb¬ständige Staaten, die um 3000 (unter Menes) verei¬nigt wurden. Die Pharaonen trugen weiterhin die Kronen der "beiden Länder" - die weiße, mitraähnliche Krone Oberägyptens und die rote Krone Unterägyptens - als Doppelkrone.
Wie man die ägyptische Geschichte periodisiert und dabei hauptsächlich Altes, Mittleres und Neues Reich unterscheidet Der ägyptische Priester Manetho verfaßte um 280 v. eine Darstellung der Geschichte Ägyptens, die in griechischer Sprache überliefert worden ist. Er unterscheidet darin 30 Dyna¬stien und ordnet sie folgenden Zeitabschnitten zu:
Frühzeit/Thinitenzeit (nach Thinis in Mittelägypten): 1. und 2. Dynastie
ALTES REICH: 3.-6. Dynastie (2778-2423)
Erste Zwischenzeit: 7.-9. Dynastie (2423-2065)
MITTLERES REICH: 10.-12. Dynastie (2065-1785)
Zweite Zwischenzeit / Hyksoszeit: 13.-17. Dynastie (1785-1580)
NEUES REICH: 18.-20. Dynastie (1580-1085)
Spätzeit: 21.-30. Dynastie (1085-341)
Wie der Pyramidenbau die Wirtschaft des alten
Ägypten bela¬stete In der Frühzeit wurden die Pharaonen mit dem Himmelsfalken Horus identifiziert. "Da nicht nur der Himmel, sondern auch die Sonne als Falke angesehen wurde, ergab sich die Glei¬chung >König = Sonne = Himmel<, die schließlich in dem Königssymbol der Flügelsonne ihren Ausdruck fand". Im Alten Reich wurden sie zu Söhnen des Sonnengottes Re degradiert. Dessen ungeachtet wurden ihnen Grabmäler von so gewaltiger Größe errichtet - die großen Py¬ramiden von Saqqara, Giza, Medum und Dahschur -, daß deren Bau den Bauern allzu schwere Frondienste aufbürdete und ihre Arbeitskraft den Feldern allzu lange entzog. Hunger¬revolten waren die Folge, die gemeinsam mit Selbständig¬keitsbestrebungen der Gaufürsten und Noma¬deneinfällen aus dem syrischen Raum den Zu¬sammenbruch des Alten Reiches herbeiführ¬ten. Pyramiden wurden wohl bis ins 16. Jahrhundert errichtet, erreichten aber nie mehr die Ausma¬ße der zur Zeit der 4. Dynastie (2723-2563, "Pyramidenzeit") errich¬teten Anlagen.
Was in Ägypten zur Zeit des Mittleren Reiches geleistet wurde
Die Gaufürsten von Theben (heute: Luxor) gingen siegreich aus dem Kampf rivalisie¬render lokaler Dynastien hervor und stellten die, von wirtschaftlichen Erfordernissen gebiete¬risch gefor¬derte, Reichseinheit wieder her (Mittleres Reich). Der thebanische Lokalgott Amon wurde zum Staatsgott befördert und mit Re fusioniert.
Zur Zeit des Mittleren Reiches setzte sich Gold als Wertmaßstab durch (nicht gemünzt) und der Werkstoff Glas wurde bekannt (Glasbläserei ist eine phönizische Erfindung). Eine der Depressionen in der libyschen Wüste - das Fajjum, etwa 75 km südwestlich des heutigen Kairo gelegen - wurde (unter Amenemhet III. [1842-1795]) durch einen Kanal mit dem Nil verbunden und kultiviert. Der solcherart entstan¬dene Moerissee diente als Ausgleichsbecken für das Nilhochwas¬ser. Überhaupt wurde im Mitt¬leren Reich die Wasserwirtschaft perfektioniert.
Der ägyptische Staat expandierte in den Sudan und nach Syrien-Palästina (= Kanaan - "Land der roten Farbe), pflegte Han¬delsbeziehungen mit dem sagenhaften Goldland Punt, worunter man wahrscheinlich Somaliland zu verstehen hat, und mit dem ägäischen Raum.
Bildende Kunst und Literatur (Märchen und die Erzählung von den Erlebnissen des Si¬nu¬het in Palästina) erreichten in dieser Epoche den Höhepunkt ihrer Entwicklung.
Wie es den Hyksos gelang, Unterägypten zu erobern
Das Ende des Mittleren Reiches war abermals von der Schwäche der Zentralgewalt und Bauernerhebungen charakterisiert. Den Schlußpunkt setzte der Einfall der aus Syrien kommen¬den und schwer einzuordnenden (mehrheitlich wohl semitischsprachigen) "Hyksos", die ihre vorübergehende Herrschaft in Unterägyp¬ten dem (zuvor in Ägypten unbekannten) Pferd und ihren Streitwagen verdankten (als Reittier wurde das Pferd noch nicht verwendet).
Wie Echnaton vergeblich versuchte, die Amon-Priesterschaft zurückzudrängen Die Wiederherstellung der Reichseinheit erfolgte abermals von Theben aus (Neues Reich). Ägyptische Heere stießen (unter Thutmosis I. [1557-1539]) erstmals. bis zum Euphrat vor. Mit Hatschepsut (1490-1468) kam ausnahmsweise eine Frau an die Macht. Amenophis IV.(1372-1354) versuchte, die allmächtige Amon-Priesterschaft auszuschalten und dem Sonnengott Aton als neuem zentralistischem Staatsgott mit dem Hang, keine anderen Götter neben sich zu dulden, zur Macht zur verhelfen, konfiszierte die Güter der Amon-Priester¬schaft, brach mit den Tradi¬tionen, verlegte die Haupt¬stadt nach Norden (Achet-Aton / Tell el-Amarna), legte sich einen neuen Namen zu (Echnaton) und - scheiterte. Echnaton konnte mit seinen Reformen die Masse der Bevölkerung nicht mobilisieren, da sie sich von diesen keine Verbesserung ihrer Lebensver¬hältnisse erwarten konnte. Sein berühmter aber bedeutungsloser Nachfol¬ger unterwarf sich Amon und nannte sich wieder nach ihm: Tut-Anch-Amon.
Wie Echnatons Bruch mit den Traditionen sich auch in der Kunst seiner Zeit äußerte Echnatons Bruch mit den Tradi¬tio¬nen äußert sich auch in dem naturalistischen Kunststil, den die Amarna-Zeit mit sich brachte, und dessen berühmtestes Beispiel die Portraitbüste Nofretetes, der Frau Echnatons, darstellt.
Daß die Auseinandersetzung mit den Hethitern um die Vorherrschaft in Kanaan mit einem Remis endete und die Ägypter auch mit der Bedrohung durch die "Seevölker" fertig wurden Zur Zeit der 19. Dynastie (13. Jh. v.) kam es zu schweren Kämpfen mit Kanaanäern und Hethitern (einem indoeuropäisch sprechenden Volk unbekannter Herkunft, das das im zweiten Jahrtausend v. vom östl. Kleinasien aus einen bedeutenden vorderorientalischen Staat errichtet hatte) um die Herrschaft in Palästina. Die zwischen Ägyptern und Hethi¬tern geschla¬gene Schlacht von Kadesch (1286) endete unentschieden, und Palästina blieb in ägyptischer Hand. Der danach zwischen Ägyptern und Hethitern geschlossene Frieden wurde durch die Heirat Ramses´ II. (1290-1224) mit einer hethitischen Königstochter besiegelt.
Wer die "Seevölker" waren und, daß zu ihnen die "Philister" und vielleicht auch die Etrusker gehörten Ein¬fäl¬le der sogenannten "Seevölker" (ein Völkerkonglomerat, das im Zusammenhang mit der Ägäischen Wanderung, in deren Verlauf die Landnahme griechischer Stämme erfolgte, in Bewegung geraten war) konnten durch Ramses II. und seine Nach¬folger abgewehrt werden. In ägyptische Gefangenschaft geratene Gruppen wurden in dem spä¬ter nach ihnen benannten Gebiet - Palästina - angesiedelt. Es handelt sich um die "Philister". Durch den Niedergang der ägyptischen Macht erlangten sie bald die Selbständigkeit. Einer der in einem Papyrus aufgeführten Namen der Seevölker ist übrigens möglicherweise mit dem der Etrusker zu identifizieren.
Wie letztlich doch der Hohepriester des Amon sich zum Pharao aufschwang Als der letzte der "Ramessiden" (19. und 20. Dynastie) starb, erhob sich Herihor, der Hohepriester des Amon, zum Pharao und begründete den Gottesstaat des Amon (1085). Mit Herihor begann die Spätzeit der ägyptischen Ge¬schichte. Ägypten war in dieser Zeit vorübergehend den Assyrern tributpflichtig, die syrisch-palästinischen Besitzungen gingen unter Necho (609-594) verloren.
Daß vermutlich schon zur Zeit des Neuen Reiches der Nil und das Rote Meer durch einen Kanal verbunden waren Nach ihm ist der Kanal be¬nannt, der das Nildelta mit dem Roten Meer verband und solcherart einen Vorläufer des Suez-Kanals darstellte. Vermutlich aber war diese Wasserstraße schon zur Zeit des Neuen Reichs angelegt worden und war nur versandet.
Nachdem die Perser Ägypten schon einmal (525 unter Kambyses II.) unterworfen, aber (404) wieder verloren hatten, besetzten sie es neuerlich im Jahre 341 (unter Artaxerxes III.).
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