Bei klarer, guter Sicht können mit freiem Auge etwa 2000 Sterne "gesehen\" werden. In der Fülle der Lichtpunkte, die den Nachthimmel bedecken, treten besonders helle Sterne deutlich hervor, die im Zusammenhang mit Nachbarsternen und ein bisschen Fantasie Figuren ergeben. Bereits im Altertum hat man diese als Sternbilder bezeichnet.
Unter einem Sternbild versteht man also eine figürliche Anordnung von Sternen, die sich wegen ihrer besonderen Helligkeit von dem dunklen Hintergrund des Himmels und anderen Sternen abheben. Die Sternbilder zeichnen somit am Himmelsgewölbe willkürliche Figuren, die es dem Beobachter ermöglichen, sich den Anblick des Himmels besser zu merken und sich leichter zu orientieren. Innerhalb eines Sternbildes sind die Sterne jedoch in der Regel durch gewaltige Entfernungen voneinander getrennt. Nur die Projektion auf die Himmelssphäre lässt sie uns in einer Ebene, nah beieinander erscheinen. Die Objekte, die sich zu Figuren anordnen lassen, sind Sterne, ähnlich wie unsere Sonne. Sie erscheinen uns unveränderlich und seit Jahrtausenden unbeweglich. Ihre Unbeweglichkeit ist aber nur scheinbar und rührt von den gigantischen Entfernungen her, die sie von uns trennen. Sie sind so weit entfernt, dass die Bewegung der meisten Sterne innerhalb eines Menschenlebens nicht wahrnehmbar ist.
Sternnamen
Seit jeher haben die Menschen in vielen Ländern den Sternen Namen gegeben und sich Geschichten über die Sternbilder erzählt. Viele der heute noch gebräuchlichen Namen wurden vor Jahrtausenden von griechischen und arabischen Astronomen vergeben. Der griechische Astronom Ptolemäus stellte im 2. Jh. n. Chr. eine Liste mit 48 Sternbildern auf. Sie basierten meist auf Mythen der alten Römer und Griechen. Heute gebrauchen die Astronomen 88 Sternbilder, die offiziell alle lateinische Namen tragen.
Nahezu alle sehr hellen Sterne besitzen einen Eigennamen. Viele stammen von Namen ab, die ursprünglich von arabischen Astronomen vor mehr als 1000 Jahren vergeben wurden, beispielsweise Beteigeuze und Rigel im Orion. Aber helle Sterne besitzen auch Namen, die von ihrem Sternbild herrühren. Im 17. Jahrhundert gab man den Sternen einen griechischen Buchstaben (zB alpha, beta oder gamma) mit einem nachfolgendem Kürzel ihres Sternbildnamens. So wird Beteigeuze auch als Alpha Orionis und Rigel als Beta Orionis bezeichnet. Als den Astronomen die griechischen Buchstaben ausgingen, verwendeten sie Nummern, daher gibt es Sterne wie zB mit der Bezeichnung 32 Orionis und 60 Orionis.
Sternbilder festlegen
Einige Sternbildnamen stammen aus längst vergangenen Zeiten. Ein Großteil davon stellt mythische Figuren dar, die mit zahlreichen Märchen und Legenden verbunden sind. Die meisten sind griechischen Ursprungs, doch stammen sie zum Teil auch von anderen Völkern der Antike sowie von arabischen Beobachtern des Mittelalters. Diese Projektionsmethode erlaubte es jenen Völkern von Bauern und Seefahrern, sich die Formen der Himmelsbilder leichter zu merken, um sich im Alltag an ihnen zu orientieren.
1603 erstellte Johann Bayer, ein deutscher Astronom, in seiner Uranometria erstmalig ein Verzeichnis der Sternbilder, die im Laufe der Jahrhunderte von den Priestern und Poeten verschiedener Zivilisationen am Himmel erfunden und denen allerlei symbolische, religiöse und astrologische Eigenschaften zugeschrieben worden waren. In der Folgezeit wurde der Nachthimmel noch verschiedenen Veränderungen unterzogen und zusätzliche Sternbilder kamen hinzu. Um in den Genus von Vergünstigungen seitens ihrer Herrscher zu kommen, zögerten manche Astronomen nicht, ganze Sternbilder nach ihnen zu benennen.
Erst im 16. Jahrhundert konnte - dank der ersten Entdeckungsreisen auf die Südhalbkugel - der südliche Teil der Himmelsphäre kartographiert werden. Die endgültige Fassung der Himmelskarten wurde im 18. Jahrhundert von dem Engländer John Flamsteed, Direktor des Greenwich-Observatoriums, in seinem Himmelsatlas festgelegt.
Heute ist das gesamte Himmelsgewölbe in 88 Sternbilder unterteilt. Jedes Sternbild überdeckt eine bestimmte Fläche, ihre Grenzen wurden offiziell 1925 von der einzigen hierfür zuständigen Organisation festgesetzt: der Internationalen Astronomischen Union (IAU).
Zirkumpolare Sterne
Je nachdem, auf welcher geografischen Breite man sich befindet, bleiben manche Sternbilder über dem Horizont und gehen niemals auf oder unter. Man nennt sie Zirkumpolar-Sternbilder. Der Große Wagen im Sternbild Großer Bär (Ursa Maior) ist für die Menschen in Mittel- und Nordeuropa zirkumpolar. Ganz im Süden Europas ist der Große Wagen zu manchen Zeiten teilweise unter dem Horizont. Der Kleine Bär (Ursa Minor) ist von allen Orten Europas aus zirkumpolar.
Größenklassen der Sterne
Je heller ein Stern ist, umso kleiner ist seine "Größenklasse" - die hellsten Sterne haben Größenklassen von -1 oder kleiner. Die Größenklassenskala geht auf den griechischen Astronomen Hipparch zurück. 120 v. Chr. teilte er die Sterne entsprechend ihrer Helligkeit in sechs Klassen ein. Er hatte keine Instrumente und klassifizierte sie nur mit dem Auge. Heute ist die Skala genauer unterteilt worden. Sterne schwächer als die 6. Größenklasse sind mit dem bloßen Auge nicht mehr sichtbar.
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