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biologie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Ritualisierung im bereich der kommunikation



RITUALISIERUNG - BEREICH DER INNERARTLICHEN KOMMUNIKATION



Beispiel:

- Hennen veranlassen Küken zum Fressen, indem sie mit den Beinen scharren, neben gefundenes Futterkorn picken und Lockrufe ausstoßen

- Balzender Hahn lockt auf dieselbe Weise: Henne pickt auf Boden, auch wenn kein Korn vorhanden

- Ähnlich der Glanzfasan: verbeugt sich dabei rhythmisch vor der Henne, spreizt Schwanz und Armfedern

- Eindrucksvollstes Schauspiel: der in Indien heimische Pfau: vor der Henne Radschlagen und Wippen mit dem Rad

è Vergleich: Futterlocken und Picken der Henne lassen den ursprünglichen Kern der Handlung erkennen (= Fütterung aus der Jungenaufzucht)



Definition:

- Verhaltensweisen, die ursprünglich einem Gebrauchszweck dienten und schließlich durch Ritualisierung reine Signalfunktion erhielten und nun der Kommunikation dienen

- Auftreten vor allem im Balz- und Aggressionsverhalten

- Jedes Tier besitzt Individualdistanz, die überwunden werden muss

è mit Hilfe ritualisierter Verhaltensweisen

· Beispiel Balz der Albatrosse:

Ø Schnabelfechten = aggressive Handlung im Kampf zweier Albatrosse

Ø Schnabelknabbern = Futterbetteln aus Brutpflegeverhalten

Ø Schnabelpräsentieren = Beschwichtigungsgeste

Ø Putzen = Bereich der Körperpflege

Ø Verbeugung = verhalten des Nistplatzzeigens

è ritualisierte Verhaltensweisen treten in strenger Reihenfolge auf, lösen aber normalerweise nicht die auftretende Gegenreaktion aus

è Ziel: Verringerung der Individualdistanz

- Ausbildung von Schlüsselreizen, die an Mitteilungsfunktion angepasst sind

è Auslöser und Signale

- Balzverhalten der Tiere: vor allem aus dem Brutpflege- und Nahrungsverhalten

- Beim Menschen: vor allem aus der Mutter-Kind-Beziehung



Vorkommen:

- jedes Tier mit Individualdistanz, deren Aggression individuell gesenkt und überwunden werden muss

- Ritualkämpfe, Kommentkämpfe

- Übersprungshandlungen (Konflikt Angriff/Flucht) zu Verhaltensweisen der Balz ritualisiert

· Scheinputzen während der Entenbalz

Ø Erpel nehmen bei jeder Begegnung während der balz einen "Begrüßungsschluck" Wasser auf

Ø Bei unterschiedlichen Arten, werden unterschiedliche Teile des Flügels und der Federn scheinbar geputzt

- Intensionsbewegungen ebenfalls ritualisiert

· nicht vollständige Andeutungen

Ø Picken nach Nestmaterial vor dem Beginn des Nestbaus

Ø "Knicksen": Einknicken der Kaufgelenke

è Auftreten: Schwellenwert für betreffende Verhaltensweise nicht erreicht

è Können wichtige soziale Signale darstellen in ritualisierter Form

è "Knicksen": bei schwarmbildenden Vögeln besondern übertrieben ("schaukeln" sich in Flugstimmung)



Kennzeichen:

- Funktionswechsel des Verhaltens (Futterlock- und Kampfverhalten während der Balz)

· Beispiel: Kampfverhalten in der Balz: Kampffisch

è Männchen wirbt um Weibchen mit derselben Entfaltung der Flossen und demselben Farbenspiel, mit denen es Rivalen einschüchtert; Weibchen signalisiert Paarungsbereitschaft wie unterlegener Rivale durch Wegnehmen von aggressionsauslösenden Reizen



- Loslösung der ritualisierten Verhaltensweise von ursprünglicher Motivation

· Fütterungs- bzw. Balzlocken des Hahns

· Kampf-/Balzverhalten des Stichlingsmännchens: Zick-Zack-Tanz

Ø ritualisiertes Pendeln zwischen Angreifen und Nestweisen

Ø stammesgeschichtliche Herkunft: erscheint Weibchen erstmals im Revier eines Männchens, wird es häufig durch rasches Daraufzuschwimmen angegriffen; in der Balz schwimmt das Männchen immer wieder vom Weibchen weg zum Nest hin

· Intentionsbewegung zum Nestbau in der Balz der Prachtfinken nicht mehr Nestbaustimmung, sondern der sexuellen Motivation zugeordnet

· Ritualisierte Putzbewegungen, die fester Bestandteil von Balzhandlungen geworden sind

- Vereinfachung der Bewegungen durch Auslassen von Einzelheiten

· angedeutetes Picken des Pfaus bei der balz



- mimische Übertreibung anderer Bewegungsformen

· Radschlagen des Pfaus

· Bei vielen Verhaltensweisen der Balz und des Drohens: Verhaltensweisen mit größerem (Kraft-)Aufwand betrieben als nötig

Ø flügelschleifendes Hin- und Herschreiten des balzenden Truthahns

Ø betont langsamer steifbeiniger Gang der Rothirsche kurz vor dem Kommentkampf (laufen aufeinander zu oder parallel nebeneinander her)



- Verstärkung durch rhythmische Wiederholungen

· wiederholter Zick-Zack-Tanz des Stichlingsmännchens

· optisch:

Ø Scherenbewegungen der Winkerkrabben

Ø Lichtzeichen der Leuchtkäfer

· akustisch:

Ø Rufe vieler Insekten und Amphibien

Ø Bettelrufe von Jungvögeln

Ø Balzgesänge/-rufe vieler Vogelarten (pausenloses, wiederholtes, eintöniges Gurren des Taubers)



- Hervorhebung durch auffällige körperliche Strukturen

· Federauge des Pfaus



- spezifische Orientierung im Raum, Ausrichtung auf Signalempfänger

· Rad des Pfaus

· Zick-Zack-Tanz des Stichlings



- variable Bewegungsformen zu starrem Muster zusammengefasst

· Stichlingsbalz: Zick-Zack-Tanz = Angriff und zum Nest führen

- Formstarrheit der Bewegungen (bei unritualisierten Vorbildern stärker variabel; bei ritualisierten Verhaltensweisen: weitgehend gleiche Geschwindigkeit und Intensität)

· in die Balz übernommene Putzbewegungen (bei Enten

· beim Specht: durch Schnabel erzeugte Geräusche bei Nahrungssuche stark variierend; bei der Balz dagegen mit ganz bestimmten spezifischen Rhythmus



Beispiele:

- Mensch:

· Flirtverhalten mit Wechseln von Blickkontakt und Wegsehen

Ø ritualisierte Zu- und Abwendung

· Umarmen, Streicheln, Küssen

Ø Mutter-Kind-Beziehungen und Körperpflegeverhalten

è Verstärkung partnerschaftlicher Beziehungen (Kuss als ritualisierte Mund-zu-Mund-Fütterung)

· Bettelgebärden und Verkleinerungsformen der Kosenamen

Ø Mutter-Kind-Beziehung

· Funktionswechsel beim Bergen des Kopfes in die weibliche Brust

Ø Mutter-Kind-Beziehung

è Kind: Schutzfunktion

è Erwachsener Mann: sexueller Reiz



- Tiere:

· Drohgähnen bei Pavianen:

Ø normalerweise: Entblößen der Eckzähne bei aggressiver Stimmung und beim Gähnen

Ø Entwicklung eines AAM's auf das Gähnen, der Fluchtreaktion auslöst

Ø Gähnen wurde zur ritualisierten Handlung, wird auch ohne Ermüdungserscheinung beim Pavian ausgelöst

· Auffallende Bewegungen bei verschiedenen Fasanenarten während der Balzzeit, die dem Futterpicken aus dem Funktionskreis der Jungenaufzucht ähnelt

· Senkrechtrichten des Stichlingsmännchens als Entwicklung aus einem Verhaltenselement des Nestbaus





Aussage der Ritualisierung zur Rekonstruktion stammesgeschichtlicher Entwicklung:

- Verhaltensweisen, die innerhalb einer Gruppe am weitesten verbreitet sind

Ø in der Stammesgeschichte vermutlich früher erworben als spezielle Varianten

- stammesgeschichtliche Herkunft von Ausdrucksbewegungen, die der Kommunikation dienen und ritualisiert wurden

Ø am einfachsten rekonstruierbar

· Vergleich Balzbewegungen verschiedener Entenarten

· Vergleich der "Scheinputz-"Bewegungen verschiedener Entenarten

· Vergleich der Balz des Pfaus

 
 

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