3.1. Allgemeines über die Schlafkrankheit
Die Schlafkrankheit ist eine Infektionskrankheit, die durch Parasiten, die Trypanosomen , verursacht wird. Nach den Erregern unterscheidet man zwischen der südamerikanischen Trypanosomiasis (Chagas- Krankheit) und den 2 Formen der afrikanischen Trypanosomiasis.
3.2. Die Afrikanische Schlafkrankheit
Die afrikanischen Formen der Schlafkrankheit treten im tropischen Afrika, etwa zwischen 15° nördlicher und südlicher Breite auf. Die Erkrankung befällt neben dem Menschen auch Wild- und Haustiere, die damit außerdem als Erregerreservoir von Bedeutung sind.
In den Bürgerkriegsregionen Afrikas ist insbesondere in den letzten Jahren ein dramatischer Anstieg der Schlafkrankheit zu verzeichnen. Die WHO schätzt, dass in Zentralafrika 300.000 bis 500.000 Menschen mit dem Erreger infiziert sind und geht von einer steigenden Tendenz aus. So gibt es bereits Länder, in denen mehr Menschen an der Schlafkrankheit als an AIDS sterben. Schätzungen zufolge treten ca. 10000 Neuerkrankungen pro Jahr auf. In Endemiegebieten sind bis zu 50 Millionen Einwohner gefährdet.
3.2.1. Die Westafrikanische Schlafkrankheit
Erreger: Trypanosoma brucei gambiense
Vorkommen: Zentral-, Westafrika (Ostgrenze Uganda)
Übertragung: Durch den Stich der Infizierten Tse Tse Fliege und durch Blut-Blut-Kontakt.
Krankheitsverlauf:
. 1. Stadium: 2 bis 3 Wochen nach dem Stich treten bei 5-20% der Fälle entzündliche Schwellung mit zentralen, nicht eiternden Bläschen an der Einsstichstelle (Trypanosomen- Schanker) auf.
. 2. Stadium: Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen treten im Wechsel mit Phasen des Wohlbefindens auf. Die Lymphknoten schwellen sehr stark an. Außerdem können ein fleckiger Hautausschlag, Juckreiz, Schwellungen im Gesicht und in den Beinen auftreten sowie eine Vergrößerung von Leber und Milz auftreten. Häufig kommt es zum Gewichtsverlust. Diese Phase kann Monate bis Jahre dauern.
. 3. Stadium: Übergriff auf des zentrale Nervensystem. Es treten schwere Schlafstörungen mit Schlaflosigkeit in der Nacht und gesteigertem Schlafbedürfnis am Tag auf. Das Spätstadium der Schlafkrankheit ist durch eine Vielzahl neurologischer Symptome gekennzeichnet, wie verwaschene Sprache, Gang- und Koordinationsstörungen sowie Krampanfälle. Sie sind die Folge einer Entzündung des Gehirns und des Rückenmarkes durch auf dem Blutweg verschleppte Parasiten. Eine Störung der Nahrungsaufnahme führt zur typischen drastischen Gewichtsabnahme.
3.2.2 Die Ostafrikanische Form der Schlafkrankheit
Erreger: Trypanosoma rhodesiense
Vorkommen: vorwiegend Ostafrika
Krankheitsverlauf:
Bei dieser Form der Trypanosomiasis ist die Inkubationszeit kürzer und die Trypanosomen-Schanker treten bei 50% der Erkrankten auf. Weiter kommt es häufig zu akuten Fieberschüben, Schüttelfrost, ausgeprägten Ödemen und Herzrhythmusstörungen.
Als häufige Todesursache ist akutes Herzversagen. Die 2. Phase tritt oft schon nach wenigen Tagen oder Wochen auf. Die Krankheitsdauer beträgt 3 bis 9 Monate.
3.3. Therapie
Vor Beginn der Behandlung ist mit einer Liquorpunktion zu klären, ob ein Befall des Nervensystems vorliegt. Ist dies nicht der Fall wird mit Suramin oder Pentamidin , in einzelnen Fällen auch mit Diminazine behandelt. Eine Behandlung mit Suramin ist fast immer mit einer reversiblen Nierenschädigung verbunden, während bei Pentamidin schnelle Blutdruckabfälle beobachtet werden. Diminazine werden bei Infektionen von Tieren eingesetzt, der Gebrauch beim Menschen ist umstritten.
Diese Substanzen sind jedoch wirkungslos, wenn ein Befall des Nervensystems vorliegt. Das Mittel der Wahl ist dann Melarsoprol , das Arsen in einer organischen Verbindung enthält und relativ toxisch ist. Die behandlungsbedingte Letalität liegt je nach Erfahrung im Umgang mit der Substanz zwischen 3 und 10 %.
3.4. Letalität
In seltenen Fällen wurden bei der westafrikanischen Form vor Befall des Zentralnervensystems Spontanheilungen beobachtet. Nach dem Befall des Nervensystems scheint dies aber auf keinen Fall mehr vorzukommen. Dann verlaufen beide Formen der Schlafkrankheit stets tödlich- wenn nicht erfolgreich behandelt wird.
3.5. Prophylaxe
Die Prophylaxe besteht in erster Linie in der Bekämpfung der Tsetsefliege in den betroffenen Ländern, sowie in der Vermeidung von Fliegenstichen durch das Tragen schützender Kleidung und der Verwendung von Moskitonetzen. Eine (prinzipiell mögliche) Chemoprophylaxe wird aufgrund der Toxizität der Medikamente vermieden.
3.6. Chagas Krankheit
In Zentral und Südamerika sind schätzungsweise 10-20 Mill. Menschen von den Parasiten der südamerikanischen Trypanosomiasis befallen, davon ein Drittel in Brasilien. Durch Eindämmungsprogramme, die ab 1975 angelaufen sind, konnte man einen immensen Rückgang der Inzidenz erreichen.
Die Übertragung erfolgt vorwiegend durch Raubwanzen. Infektionen sind aber auch durch infizierte Bluttransfusionen und Muttermilch möglich.
|