Im Zuge des Kalten Krieges bekam Deutschland ein Jahrzehnt nach der völligen Entmilitarisierung nach dem 2. Weltkrieg von den westlichen Siegermächten 1955 die Erlaubnis zum Aufbau einer eigenen Armee, die als Bündnispartner in die NATO [?] und die Westeuropäische Union (WEU) integriert wurde. Die verfassungsrechtlichen Voraussetzungen zur so genannten Wiederbewaffnung wurden durch Änderungen des Grundgesetzes geschaffen.
Ursprünglich als Freiwilligenarmee konzipiert, wurde bereits 1956 die allgemeine Wehrpflicht (ersatzweise Zivildienst) für alle männlichen Staatsbürger eingeführt. Die Bundeswehr rekrutiert sich seitdem je zur Hälfte aus Wehrpflichtigen und Soldaten auf Zeit bzw. Berufssoldaten. Die Bundeswehr hatte bis zur Einleitung einer allgemeinen Truppenreduzierung im Zuge der Entspannungspolitik mit dem Osten nach der Auflösung des Warschauer Paktes in den neunziger Jahren eine Friedensstärke von rund 495 000 Soldaten. Im Verteidigungsfall hätte sie durch Mobilisierung von 750 000 ständig in Bereitschaft stehenden Reservisten rasch auf 1,2 Millionen Mann aufgestockt werden können.
Die Bundeswehr ist eine konventionelle Streitmacht, die zwar über atomare Waffensysteme verfügt, deren dazugehörige Atomsprengköpfe sich aber unter der Kontrolle der USA befinden. Als Mitglied des Nordatlantikpaktes ist die Bundeswehr Teil einer gemeinsamen Abschreckungs- und Verteidigungsstrategie für Westeuropa, ihre eigentliche Aufgabe besteht aber in der Behauptung des Territoriums und im Schutz der freiheitlichen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland. Bis 1999 soll eine 53 600 Mann starke Krisenreaktionstruppe aus Berufs- und Zeitsoldaten gebildet werden. Die Mindestdienstzeit wird auf zehn Monate herabgesetzt, die höchstmögliche Dienstzeit für Wehrpflichtige beträgt 23 Monate.
Nachdem Frankreich 1996 den Übergang zu einer Berufsarmee beschlossen hat, kam es in Deutschland immer wieder zu heftigen Diskussionen über Wehrpflicht und Struktur der Bundeswehr. Diskutiert wird dabei u.a. eine weitere Verringerung der Truppenstärke auf unter 300 000 Mann.
|